Sonntag, 22. Februar 2009

Bushaltestelle

Hansl Hinterhausleitner, genannt "HaHa" lenkt seinen Postbus durch die trostlose Winterlandschaft des Traisentals. Vor sich, auf einer Halterung befindet sich sein Mobiltelefon, auf dem er jetzt die Nummer seines Arbeitskollegen wählt.

"Servas Koarl!" schreit er in seine Freisprecheinrichtung, die er am Ohr trägt, "Na, i bin eh in da Oabeit, i foah grod die Trasen-Tour, weu da Gustl heit ka Zeit hot. Foahst du a grod? Jo? A, do wean mia si eh daunn in Sankt Geurgn begegnan. Na, is eh net vül los um die Zeit, i hob nua zwa Foahrgäst. Waunn i mi tummelt, bin i um Viere drinn. Is eh gscheita, wanns schnölla weitergeht, waßt, wann i vur da Zeit bei da Haltestöll vorbeifoa, stengan no net so vül Leit duart. Nua die, wos si scho a Viertlstund vorher in die Költn stölln, haha! I bin froh, dass i nimmer in der Fruah foahr, waßt eh, de gaunzn Schüler! Mochn an murds Lärm und mit die gaunzn Schultaschen is ka Plotz zum duachegeh, do muasst daunn immer umadumplärrn, und eana a Watschn aundrohn, dass a Ruah is, des hoss i. - Hoit, jetzt bin i bei ana Haltestöll vuabeigfoahrn, wo ana gwort' hätt. Najo, in ana Stund kummt eh da nächste Bus. Woart amoi, do schreit grod ana von de Foahrgäst, i muaß amoi schaun, wos der wüll!"

HH dreht sich um und raunzt dem Fahrgast in unnachahmlicher Busfahrer-Manier zu: "Wooos?" Der Fahrgast ruft nervös: "Aussteigen bitte!" "Daunn hättns drucken miassn" "Hab ich!" antwortet der Mann und zeigt auf die Anzeige, auf der groß und deutlich "Wagen hält" zu lesen ist. "Nau, jetzt is' jedenfolls zschpät, i kaunn se jo net mittn auf da Bundesstraßn aussteign lassn!" Hansl widmet sich wieder seinem Gesprächspartner: "A so a Depperter. Wo woarn ma? A jo, bei de Schüler. Waßt, i bin friara immer die Schüler-Tour gfoarn, do san immer zwa Busse hinteranaund gfoahrn, und kana wollt der erschte in Wülhelmsburg sein, weu do san immer a gaunza Haufn eingstiegen. Lauta Gymnasiastn und so - waßt eh, de wo se de Eltern fia wos bessas hoidn. Hahaha! I hobs meistns gschofft, dass i ois zweiter kumm, weu dann hot da erschte olle einsteign lossn miassn, und i bin mitn leeren Bus vuabeigfoan, des woa a Gspaß! Woart, Koarl, i muass amoil stehnbleibm, sunst motschkert der wieder, dass er aussteign wüll."

Der Fahrgast hat sich inzwischen nach vorne begeben und steht jetzt neben dem Fahrer. "Darf ich vorne aussteigen?" fragt er höflich. "Naaa, hintn is der Ausstieg." "Aber es steigt doch hier niemand ein?" "Hintn hob i gsogt!" Leise fluchend geht der Mann nach hinten und verlässt den Bus. "Jo, Koarl, bist nu do? Na, des woa der Depperte von vurher. Zerscht net drucken und daunn frech werdn. I sog da 's: Leit gibts. Mia san scho gstroft ois Bus-Schofför. Aum liabstn foar i jo in da Nocht. Oiso mitn letztn Bus um holba Achte. Von Sankt Pöttn eine noch Göblasbruck. Do san de Leit scho miad und mochn kane Spompernadln mehr. Meistns sitzt eh kana mehr drinn ob Sankt Geurgen. Aussa, er is eingschlofn, haha! Des is oiweu a Hetz, wann der aufwocht. I waß goa net wie die daunn hamkumman, geht jo erscht wieder um Sechse in da Fruah der Erschte Bus zruck! Hoit! Wos isn des jetzt? Achso, do is a Umleitung wegn de Noarn! Wos sogst? Jo, Noarn! Heit is Foschingsaumstog, do gibts in Wülhelmsburg immer den Umzug, des haßt i foa heit net durch die Stadt, sondern auf der Umfohrung weita. Sche bled, jetzt haums die Haltestöll erst vor Kurzem verlegt, heite haums es wieder weiter-verlegt. De Leit miassn se scho verorscht vurkumman, haha! I stöll mia grod vur wie ana von ana Holtestöll zur nächsten geht und überall pickt a Zettl wo draufsteht: Haltestelle verlegt. Des is wia a Schnitzljogt. Najo, jedenfolls kumman die Leit auf die Oart net rechtzeitig zur Ersatz-Holtestöll und i brauch niemaundn einsteign lossn. He! bist deppat, do steht ana mittn auf da Strossn und wachelt mit de Händ, is der wo aungrennt?"

Der Chauffeur bremst den Bus scharf, und öffnet gleichzeitig die Tür. "Hean se!" ruft er dem Mann zu, der sich anschickt in den Bus zu steigen, "Wos wolln se do?" "Einsteigen?" antwortet der gefragte. "Se kennan do net mittn auf da Stroßn steh!" "Entschuldigung, wo soll ich sonst stehen, wir haben einen halben Meter Schnee?" "Goar nirgendst sollns steh. Warum wachelns denn mit de Händ? Is wos passiert?" "Passiert? Nein..." antwortet der Mann, immer noch am Fahrbahnrand stehend, "Ich hab nur gesehen, dass der Bus nicht anhält, und da hab ich mich bemerkbar gemacht!" "Des is jo goa ka Holtestöll." "Äh, doch!" - er weist auf das Haltestellen-Schild, das aus dem Tiefschnee ragt. "Wo wollns hin?" Der Busfahrer geht mit keinem Wort auf seinen Irrtum ein. "St.Pölten Hauptbahnhof. Die Haltestelle ist nicht geräumt, wissen sie, drum bin ich am Straßenrand gestanden!" sagt der Mann, während er einsteigt. "Drei Zehn. Glaubn se, wegn an Tog raman mir den Schnee weg? Morgn is de Haltestöll eh wieder woanders." Der Fahrgast legt Drei Euro Fünfzig auf die Ablage des Münzen-Speichers. Missmutig drückt der Fahrer vier mal auf den Hebel des 10-Cent-Abteils. Der Fahrgast wartet auf das Ticket. "Nau do! Nehman miassns ihr Koartn scho sölba!" grantelt ihn der Fahrer an und weist auf das Gerät, das 25 Zentimeter neben dem Lenkrad montiert ist. Der Fahrgast zieht die Fahrkarte aus der Maschine, bedankt sich höflich und geht nach hinten.

"Koarl? Jo, bin scho wieder bei dir. Oiso i waß net wos los is, heite zohln olle mit an grossn Göld, i hob boid ka Klangöld mehr zum aussagebn. Wo bistn grod? Spratzern? Ollas kloar. Heast du huast gaunz schen, bist verkühlt? Ja, na daunn foahr ham und leg di ins Bett! Du kummst jo eh mitn Bus bei dein Haus vorbei. Host vül Foahgäst? Ah, bis Trasn san eh olle ausgstiegen. Und wann no aner drinnen sitzt, der kaunn eh mitn Zug weiterfoarn. Des hob i friara a immer gmocht. Do hob i in Wagram gwohnt und mei Tour is immer bei mein Haus vorbeigaungan. Do bin i daunn immer stehnblieben, waunn Abendessenszeit wor. Waunn nu wer drinnengsessn is, hob i hoit gsogt: gehts, ihr sads eh jung, die fünfhundert Meter kennts eh zfuaß gehn. Olle sans brav ausgstiegn! Woart, i foah grod in Ganzndurf in die Haltestöll, do wüll ana aussteign."

Der Bus hält, die hintere Türe öffnet sich pneumatisch, aber der junge Bursche, der aufgestanden war und jetzt vor der Tür steht, macht keine Anstalten, die Stufen hinunter zu steigen. "Nau? Wüülst net aussteign?" "Nein, bei der nächsten!" antwortet der Jugendliche schüchtern. Jetzt ist der Hans aber richtig zornig. "Hearst, du kaunnst di doch net zur Tür stelln, waunnst goar net aussteigen wüllst!" "Ich hab ja gar nicht gedrückt!" antwortet der Gemaßregelte. "Na, heit sans olle deppert," redet der Fahrer wieder mit seinem Kollegen weiter, während er sich wieder in den Verkehr einreiht, "du, i bin glei in St.Geurgn, bleib kurz stehn, waun ma si begegnen, i hob wos für di. "

Kurz darauf begegnen sich die beiden Postbusse, genau auf der Höhe der nächsten Haltestelle. Die beiden Fahrer bringen ihre Fahrzeuge so zum Stehen, dass die Seitenfenster gegenüberliegen und kurbeln die Scheiben herunter. Von hinten hört man den jungen Burschen: "Darf ich jetzt aussteigen bitte?" Hans greift unter seinen Sitz und holt von dort ein Päckchen hervor. Er reicht es seinem Kollegen durch die geöffneten Fenster. "Kaunnst des, waunnst zur Dienststöll zruck kummst, in Dschango gebn?" "Wos is denn do leicht drinn?" fragt der andere Fahrer. "I hob ka Auhnung, des hot ma da Sepp gebm, weul a ka Zeit ghobt hot, dass ers eam sölba gibt. I glaub, es is vom Saubrigl Fritz." Von hinten hört man wieder den Jugendlichen: "Entschuldigung, könnten Sie bitte die Tür aufmachen?" Der Andere Fahrer schüttelt den Kopf: "Owa i kumm heit vielleicht nimmer in die Dienststöll, kaunst es eam net auf sein Spind legen?" "Na, daunn fladerns es vielleicht, i muass eam schon sölba gebn, owa der kummt erst um holba Fünfe eine, do bin i scho weg." Inzwischen versuchen einige Fahrzeuge in den Kolonnen, die sich hinter den beiden Bussen gebildet haben, durch Hupen auf sich aufmerksam zu machen. Der Bursch, indessen, ist nach vor zum Chauffeur gekommen: "Entschuldigung, darf ich bitte hier aussteigen?" "Nau guat," sagt der Fahrer des anderen Busses, "i gibs dem Wurzinger Willi, der foahrt die nächste Tour eine, murgn in der Fruah. I glaub, du solltast weidafoahrn, de san scho a wengal nervös hinter dir!"

Der Hans dreht sich um, um die Verkehrslage hinter seinem Fahrzeug abzuschätzen, dann fährt er los und sagt zum Karl, jetzt wieder über die Freisprech-Einrichtung seines Telefons: "De solln se net so aufpudln!" Neben ihm steht der verzweifelte Jugendliche: "Hallo, ich hätte hier aussteigen müssen, hören Sie mich nicht?" "Kaunnst net lesen?" fährt ihn der Fahrer an und weist auf das Schild, auf dem steht: Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen! "Aber ich muss aussteigen!" "Siachst net, was da für ein Verkehr is? Bei de Autokolonnen is es vül zu gefährlich, wann i di do aussteigen loss, waun do wos passiert kum i in Häfn, steig bei da nächsten aus." Entmutigt geht der Bursch nach hinten. "Auweh! du, Koarl, bei der nächstn Holtstöll stengan mindestens fünf Leit, und ane mit an Kindawogn. Mir bleibt a nix derspoart!"

Die Frau fährt mit ihrem Kinderwagen zur hinteren Türe des Busses, wo der Jugendliche gerade aussteigt. Ohne zu zögern packt er zu und hievt, gemeinsam mit der Mutter, den Wagen über die zwei Stufen in das eineinhalb Meter höher liegende Wageninnere. Während dieser Prozedur, die aufgrund der Konstruktion des Einstiegs, die noch aus der guten alten Zeit stammt, als man mit Kinderwägen oder Rollstühlen noch nicht im Bus fahren durfte, etwas langwierig ist, haben die restlichen Einsteigenden ihre Fahrkarten gekauft, also schließt der Hans die Türen und fährt wieder los. "Hallo!" schreit der Bursch nach vorn. Vergeblich.

"Koarl? Jo, i sog da's! A so a Türkin mit ihrn Baungat is grod eingstiegn, wos se de do autuan, mitn Kindawogn im Bus foahrn, eigentlich sollt des verbotn sein. I waß net, warum de net mitn Auto foahrn. Eigentlich solltn olle mitn Auto foahrn. Oda wenigstens mitn Zug. Ollerweul host des Gscher mit die Foahrgäst. Wanns noch mir gangat, i lossat gor kan mitn Bus foahrn. Waßt, wos wir daunn fir a sölige Ruah hättn auf da Streckn? Wos sogst, Koarl? Du bist bei da Ersatz-Holtestöll in Wülhelmsburg vorbeigfoahrn? Jo, i hätts a scho glei übersegn, wengan Schnee. Wos wor? Ana is auf da Strossn gstaundn und hot mit de Händ gwachelt? Des wor sicher der Depperte, der mit mir zweit gfohrn is. Sölba Schuld. Wos muass er a unbedingt mitn Autobus foahrn. Koarl, i sog da's: des kaunn si ka Mensch vustölln, wos wir fir an Stress haum!"

Sonntag, 8. Februar 2009

plene crassus, vetere!

Manchmal muss man lange warten, bis man wieder unterhaltsame Dialoge aus den Weiten des Internets zu lesen bekommt.



Das Standard-Forum ist ja auch nicht gerade ein Schatzkästlein des Sprachwitzes - und doch stößt man, ganz selten, auf humorsprühende Passagen wie diese. Das erste Posting war als Reaktion auf einen typischen Standard-Wissenschaft-Besserwisser-Poster entstanden (er hatte die anderen User als Dumpfbacken beschimpft, obwohl er selbst physikalischen Unsinn geschrieben hatte, den ein Unterstufenschüler als solchen erkennen konnte).

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