Dienstag, 4. August 2009

die Lügen dieser Welt

Unwohlsein ist ein legitimes Gefühl. Wenn man etwas Verdorbenes gegessen hat, wenn man an der Bar bis um vier Uhr früh das Wort Nein Danke wieder einmal nicht über die Lippen gebracht hat, wenn man realisiert, dass man deswegen zum Chef gerufen wird, weil der Fisch, den man vorgestern gedreht hat, doch nicht unbemerkt geblieben ist.

Unwohl kann einem auch angesichts komplexer Zusammenhänge werden, die man aus Zeit- oder Intelligenzmangel nicht durchschaut. Das ist auch legitim.

Komplex ist eigentlich alles, was mehr als ein Wort braucht, um beschrieben zu werden. Das Internet, zum Beispiel, ist auch komplex, aber nicht nur auf der Ebene der Leitungen und Computerchips und TCP/IP und DNS - Dingsbums, sondern auch wegen eines weiteren Bauteils, des sogenannten USERs.

Manche von den Usern gründen eine FaceBook-Gruppe. Wohl, weil ihnen unwohl ist.

Das Problem mit dem Veröffentlichen von Unwohlsein wegen der Komplexität von Dingen, die man aus Zeit- oder Intelligenzmangel nicht durchschaut, ist jenes: aus Zeit- oder Intelligenzmangel kann man die Hintergründe der Copy/Pasted "Fakten" auch nicht recherchieren.

Sonst wäre man vielleicht draufgekommen, dass die Geschichte aus den Aufzeichnungen des behandelnden Arztes eines Schizophrenie-Patienten stammen könnte.

Die Gruppe heißt "Energybox - Die Lügen dieser Welt" - Ein kurzer Auszug lässt die Patienten-Theorie sehr wahrscheinlich erscheinen:

Schweden hat jetzt die stärkste, größte und furchtbarste Waffe der Welt!!! In alle Haushalte wird eine sogenannte „Energybox" eingebaut. Erste Wirkungen: Viele körperliche und seelische Beschwerden bei Menschen, ungeheure Schlafstörungen, andauernder kurzer Stromausfall, Lampen explodieren, Mobilverkehr teilweise zusammengebrochen, Telefone funktionieren nicht, Stromstärke und Strahlung in der Stromleitung unglaublich gestiegen, Computer knacken furchtbar, Internet und Mailverkehr humpelt, Lampen flackern die ganze Zeit usw. Auch die El-Allergiker fallen haufenweise um und fühlen sich sterbend. Viele zeigen jetzt schon Persönlichkeitsveränderungen und andere Bewusstseinsstörungen, besonders im Bezug auf das Gedächtnis.

Die, welche über Frequenztechnik und Mikrowellen etwas wissen, können sich die anderen Möglichkeiten der Kontrolle vorstellen. Mit modifizierte ELF, ULF usw. ist es sehr leicht JEDEN Raum in 3D zu sehen, jedes Gespräch abzuhören und sogar die Gehirnwellen der Menschen zu beeinflussen.

Die, welche über Wikipedia etwas wissen, können die Symptome für Schizophrenie nachlesen:

"Für den Laien wird eine psychotische Schizophrenie zumeist an der Wahnsymptomatik erkennbar: Ein Betroffener glaubt beispielsweise, von Außerirdischen oder Geistern aus dem Jenseits beobachtet zu werden (sog. Verfolgungswahn), dass Nachbarn oder andere ihn schädigen wollen, dass er nachts im Schlaf von elektronischen Geräten (durch die Wand hindurch) bestrahlt wird, dass seine Gedanken von anderen gehört werden können oder dass er aufgrund früherer Sünden Schuld an Naturkatastrophen trage. Häufig ist auch die wahnhafte Überzeugung, dass im Kopf ein Chip oder Ähnliches implantiert sei, mit dem die Gedanken oder das Handeln kontrolliert oder sogar gesteuert würden."

Montag, 16. März 2009

das :zukunfts|institut - eine sehr gegenwärtige Betrachtung

Matthias Horx,Gründer und Inhaber des Zukunftsinstituts
Matthias Horx, Gründer und
Inhaber des Zukunftsinstituts
Eigentlich ist es ja ganz einfach mit der Zukunft:

1. Sie kommt erst und
2. Man weiß nie genau, was sie bringt.

Nichtsdestomehroderweniger gibt es ein Institut, in dem sie sozusagen geprobt wird und dann auf die Gegenwart losgelassen: bereits im Jahr 2009 strömen also all die Haupt- und Zeitwörter auf uns ein, auf die wir noch gerne bis zur Ankunft der zugehörigen Zukunft gewartet hätten.

Das Institut hat nämlich nicht nur Experten für Alles und Jedes (zum Beispiel für Business, Lifestyle, Psychologie, Demografie usf. - wie man es ja auch erwarten würde) - sondern auch und anscheinend Experten für jene Begriffe, die in der Zukunft einmal eine Bedeutung haben werden und schon jetzt einmal - zur Eingewöhnung quasi - auf uns losgelassen werden.

Da wären: Zukunftsgesellschaft, Technolution, LOHAS, Food Trends, Innovation Economy, New Leadership, Homelife, Service Design, Business Lifestyle, Kondratieff-Zyklen, Wissensarbeit, Wissenskulturen, Corporate Foresight, Innovationsmanagement, Intuitives Management, Lebensqualitätsmärkte, Megatrend „Reife“, Female Markets und nicht zuletzt: Historie der Zukunft.

Bei Vorträgen, wie: "Silver Society", lernen wir, dass Alterung ein Geschenk des Fortschritts ist (falls Sie ihre Firma "Silver Fit" machen), in "Technolution – Von Hightech zu Hightouch" erfahren wir, wie es einmal sein wird, wenn Verkäufer zum „High Touch Berater“ und „Wissensmakler“ werden. In "Future Food" hören wir, was wir essen werden, nämlich „Sential Food“, „Hand-Held-“, „Mood-“ oder „Clean-Food“.

Manchmal denke ich: die Gegenwart reicht gar nicht aus, um all die neuen Wörter zu begreifen, bevor sie in der Zukunft dem Megatrend zum Short-Term-Gedächtnis anheimfallen.


hier noch der Link: www.zukunftsinstitut.de

Sonntag, 22. Februar 2009

Bushaltestelle

Hansl Hinterhausleitner, genannt "HaHa" lenkt seinen Postbus durch die trostlose Winterlandschaft des Traisentals. Vor sich, auf einer Halterung befindet sich sein Mobiltelefon, auf dem er jetzt die Nummer seines Arbeitskollegen wählt.

"Servas Koarl!" schreit er in seine Freisprecheinrichtung, die er am Ohr trägt, "Na, i bin eh in da Oabeit, i foah grod die Trasen-Tour, weu da Gustl heit ka Zeit hot. Foahst du a grod? Jo? A, do wean mia si eh daunn in Sankt Geurgn begegnan. Na, is eh net vül los um die Zeit, i hob nua zwa Foahrgäst. Waunn i mi tummelt, bin i um Viere drinn. Is eh gscheita, wanns schnölla weitergeht, waßt, wann i vur da Zeit bei da Haltestöll vorbeifoa, stengan no net so vül Leit duart. Nua die, wos si scho a Viertlstund vorher in die Költn stölln, haha! I bin froh, dass i nimmer in der Fruah foahr, waßt eh, de gaunzn Schüler! Mochn an murds Lärm und mit die gaunzn Schultaschen is ka Plotz zum duachegeh, do muasst daunn immer umadumplärrn, und eana a Watschn aundrohn, dass a Ruah is, des hoss i. - Hoit, jetzt bin i bei ana Haltestöll vuabeigfoahrn, wo ana gwort' hätt. Najo, in ana Stund kummt eh da nächste Bus. Woart amoi, do schreit grod ana von de Foahrgäst, i muaß amoi schaun, wos der wüll!"

HH dreht sich um und raunzt dem Fahrgast in unnachahmlicher Busfahrer-Manier zu: "Wooos?" Der Fahrgast ruft nervös: "Aussteigen bitte!" "Daunn hättns drucken miassn" "Hab ich!" antwortet der Mann und zeigt auf die Anzeige, auf der groß und deutlich "Wagen hält" zu lesen ist. "Nau, jetzt is' jedenfolls zschpät, i kaunn se jo net mittn auf da Bundesstraßn aussteign lassn!" Hansl widmet sich wieder seinem Gesprächspartner: "A so a Depperter. Wo woarn ma? A jo, bei de Schüler. Waßt, i bin friara immer die Schüler-Tour gfoarn, do san immer zwa Busse hinteranaund gfoahrn, und kana wollt der erschte in Wülhelmsburg sein, weu do san immer a gaunza Haufn eingstiegen. Lauta Gymnasiastn und so - waßt eh, de wo se de Eltern fia wos bessas hoidn. Hahaha! I hobs meistns gschofft, dass i ois zweiter kumm, weu dann hot da erschte olle einsteign lossn miassn, und i bin mitn leeren Bus vuabeigfoan, des woa a Gspaß! Woart, Koarl, i muass amoil stehnbleibm, sunst motschkert der wieder, dass er aussteign wüll."

Der Fahrgast hat sich inzwischen nach vorne begeben und steht jetzt neben dem Fahrer. "Darf ich vorne aussteigen?" fragt er höflich. "Naaa, hintn is der Ausstieg." "Aber es steigt doch hier niemand ein?" "Hintn hob i gsogt!" Leise fluchend geht der Mann nach hinten und verlässt den Bus. "Jo, Koarl, bist nu do? Na, des woa der Depperte von vurher. Zerscht net drucken und daunn frech werdn. I sog da 's: Leit gibts. Mia san scho gstroft ois Bus-Schofför. Aum liabstn foar i jo in da Nocht. Oiso mitn letztn Bus um holba Achte. Von Sankt Pöttn eine noch Göblasbruck. Do san de Leit scho miad und mochn kane Spompernadln mehr. Meistns sitzt eh kana mehr drinn ob Sankt Geurgen. Aussa, er is eingschlofn, haha! Des is oiweu a Hetz, wann der aufwocht. I waß goa net wie die daunn hamkumman, geht jo erscht wieder um Sechse in da Fruah der Erschte Bus zruck! Hoit! Wos isn des jetzt? Achso, do is a Umleitung wegn de Noarn! Wos sogst? Jo, Noarn! Heit is Foschingsaumstog, do gibts in Wülhelmsburg immer den Umzug, des haßt i foa heit net durch die Stadt, sondern auf der Umfohrung weita. Sche bled, jetzt haums die Haltestöll erst vor Kurzem verlegt, heite haums es wieder weiter-verlegt. De Leit miassn se scho verorscht vurkumman, haha! I stöll mia grod vur wie ana von ana Holtestöll zur nächsten geht und überall pickt a Zettl wo draufsteht: Haltestelle verlegt. Des is wia a Schnitzljogt. Najo, jedenfolls kumman die Leit auf die Oart net rechtzeitig zur Ersatz-Holtestöll und i brauch niemaundn einsteign lossn. He! bist deppat, do steht ana mittn auf da Strossn und wachelt mit de Händ, is der wo aungrennt?"

Der Chauffeur bremst den Bus scharf, und öffnet gleichzeitig die Tür. "Hean se!" ruft er dem Mann zu, der sich anschickt in den Bus zu steigen, "Wos wolln se do?" "Einsteigen?" antwortet der gefragte. "Se kennan do net mittn auf da Stroßn steh!" "Entschuldigung, wo soll ich sonst stehen, wir haben einen halben Meter Schnee?" "Goar nirgendst sollns steh. Warum wachelns denn mit de Händ? Is wos passiert?" "Passiert? Nein..." antwortet der Mann, immer noch am Fahrbahnrand stehend, "Ich hab nur gesehen, dass der Bus nicht anhält, und da hab ich mich bemerkbar gemacht!" "Des is jo goa ka Holtestöll." "Äh, doch!" - er weist auf das Haltestellen-Schild, das aus dem Tiefschnee ragt. "Wo wollns hin?" Der Busfahrer geht mit keinem Wort auf seinen Irrtum ein. "St.Pölten Hauptbahnhof. Die Haltestelle ist nicht geräumt, wissen sie, drum bin ich am Straßenrand gestanden!" sagt der Mann, während er einsteigt. "Drei Zehn. Glaubn se, wegn an Tog raman mir den Schnee weg? Morgn is de Haltestöll eh wieder woanders." Der Fahrgast legt Drei Euro Fünfzig auf die Ablage des Münzen-Speichers. Missmutig drückt der Fahrer vier mal auf den Hebel des 10-Cent-Abteils. Der Fahrgast wartet auf das Ticket. "Nau do! Nehman miassns ihr Koartn scho sölba!" grantelt ihn der Fahrer an und weist auf das Gerät, das 25 Zentimeter neben dem Lenkrad montiert ist. Der Fahrgast zieht die Fahrkarte aus der Maschine, bedankt sich höflich und geht nach hinten.

"Koarl? Jo, bin scho wieder bei dir. Oiso i waß net wos los is, heite zohln olle mit an grossn Göld, i hob boid ka Klangöld mehr zum aussagebn. Wo bistn grod? Spratzern? Ollas kloar. Heast du huast gaunz schen, bist verkühlt? Ja, na daunn foahr ham und leg di ins Bett! Du kummst jo eh mitn Bus bei dein Haus vorbei. Host vül Foahgäst? Ah, bis Trasn san eh olle ausgstiegen. Und wann no aner drinnen sitzt, der kaunn eh mitn Zug weiterfoarn. Des hob i friara a immer gmocht. Do hob i in Wagram gwohnt und mei Tour is immer bei mein Haus vorbeigaungan. Do bin i daunn immer stehnblieben, waunn Abendessenszeit wor. Waunn nu wer drinnengsessn is, hob i hoit gsogt: gehts, ihr sads eh jung, die fünfhundert Meter kennts eh zfuaß gehn. Olle sans brav ausgstiegn! Woart, i foah grod in Ganzndurf in die Haltestöll, do wüll ana aussteign."

Der Bus hält, die hintere Türe öffnet sich pneumatisch, aber der junge Bursche, der aufgestanden war und jetzt vor der Tür steht, macht keine Anstalten, die Stufen hinunter zu steigen. "Nau? Wüülst net aussteign?" "Nein, bei der nächsten!" antwortet der Jugendliche schüchtern. Jetzt ist der Hans aber richtig zornig. "Hearst, du kaunnst di doch net zur Tür stelln, waunnst goar net aussteigen wüllst!" "Ich hab ja gar nicht gedrückt!" antwortet der Gemaßregelte. "Na, heit sans olle deppert," redet der Fahrer wieder mit seinem Kollegen weiter, während er sich wieder in den Verkehr einreiht, "du, i bin glei in St.Geurgn, bleib kurz stehn, waun ma si begegnen, i hob wos für di. "

Kurz darauf begegnen sich die beiden Postbusse, genau auf der Höhe der nächsten Haltestelle. Die beiden Fahrer bringen ihre Fahrzeuge so zum Stehen, dass die Seitenfenster gegenüberliegen und kurbeln die Scheiben herunter. Von hinten hört man den jungen Burschen: "Darf ich jetzt aussteigen bitte?" Hans greift unter seinen Sitz und holt von dort ein Päckchen hervor. Er reicht es seinem Kollegen durch die geöffneten Fenster. "Kaunnst des, waunnst zur Dienststöll zruck kummst, in Dschango gebn?" "Wos is denn do leicht drinn?" fragt der andere Fahrer. "I hob ka Auhnung, des hot ma da Sepp gebm, weul a ka Zeit ghobt hot, dass ers eam sölba gibt. I glaub, es is vom Saubrigl Fritz." Von hinten hört man wieder den Jugendlichen: "Entschuldigung, könnten Sie bitte die Tür aufmachen?" Der Andere Fahrer schüttelt den Kopf: "Owa i kumm heit vielleicht nimmer in die Dienststöll, kaunst es eam net auf sein Spind legen?" "Na, daunn fladerns es vielleicht, i muass eam schon sölba gebn, owa der kummt erst um holba Fünfe eine, do bin i scho weg." Inzwischen versuchen einige Fahrzeuge in den Kolonnen, die sich hinter den beiden Bussen gebildet haben, durch Hupen auf sich aufmerksam zu machen. Der Bursch, indessen, ist nach vor zum Chauffeur gekommen: "Entschuldigung, darf ich bitte hier aussteigen?" "Nau guat," sagt der Fahrer des anderen Busses, "i gibs dem Wurzinger Willi, der foahrt die nächste Tour eine, murgn in der Fruah. I glaub, du solltast weidafoahrn, de san scho a wengal nervös hinter dir!"

Der Hans dreht sich um, um die Verkehrslage hinter seinem Fahrzeug abzuschätzen, dann fährt er los und sagt zum Karl, jetzt wieder über die Freisprech-Einrichtung seines Telefons: "De solln se net so aufpudln!" Neben ihm steht der verzweifelte Jugendliche: "Hallo, ich hätte hier aussteigen müssen, hören Sie mich nicht?" "Kaunnst net lesen?" fährt ihn der Fahrer an und weist auf das Schild, auf dem steht: Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen! "Aber ich muss aussteigen!" "Siachst net, was da für ein Verkehr is? Bei de Autokolonnen is es vül zu gefährlich, wann i di do aussteigen loss, waun do wos passiert kum i in Häfn, steig bei da nächsten aus." Entmutigt geht der Bursch nach hinten. "Auweh! du, Koarl, bei der nächstn Holtstöll stengan mindestens fünf Leit, und ane mit an Kindawogn. Mir bleibt a nix derspoart!"

Die Frau fährt mit ihrem Kinderwagen zur hinteren Türe des Busses, wo der Jugendliche gerade aussteigt. Ohne zu zögern packt er zu und hievt, gemeinsam mit der Mutter, den Wagen über die zwei Stufen in das eineinhalb Meter höher liegende Wageninnere. Während dieser Prozedur, die aufgrund der Konstruktion des Einstiegs, die noch aus der guten alten Zeit stammt, als man mit Kinderwägen oder Rollstühlen noch nicht im Bus fahren durfte, etwas langwierig ist, haben die restlichen Einsteigenden ihre Fahrkarten gekauft, also schließt der Hans die Türen und fährt wieder los. "Hallo!" schreit der Bursch nach vorn. Vergeblich.

"Koarl? Jo, i sog da's! A so a Türkin mit ihrn Baungat is grod eingstiegn, wos se de do autuan, mitn Kindawogn im Bus foahrn, eigentlich sollt des verbotn sein. I waß net, warum de net mitn Auto foahrn. Eigentlich solltn olle mitn Auto foahrn. Oda wenigstens mitn Zug. Ollerweul host des Gscher mit die Foahrgäst. Wanns noch mir gangat, i lossat gor kan mitn Bus foahrn. Waßt, wos wir daunn fir a sölige Ruah hättn auf da Streckn? Wos sogst, Koarl? Du bist bei da Ersatz-Holtestöll in Wülhelmsburg vorbeigfoahrn? Jo, i hätts a scho glei übersegn, wengan Schnee. Wos wor? Ana is auf da Strossn gstaundn und hot mit de Händ gwachelt? Des wor sicher der Depperte, der mit mir zweit gfohrn is. Sölba Schuld. Wos muass er a unbedingt mitn Autobus foahrn. Koarl, i sog da's: des kaunn si ka Mensch vustölln, wos wir fir an Stress haum!"

Sonntag, 8. Februar 2009

plene crassus, vetere!

Manchmal muss man lange warten, bis man wieder unterhaltsame Dialoge aus den Weiten des Internets zu lesen bekommt.



Das Standard-Forum ist ja auch nicht gerade ein Schatzkästlein des Sprachwitzes - und doch stößt man, ganz selten, auf humorsprühende Passagen wie diese. Das erste Posting war als Reaktion auf einen typischen Standard-Wissenschaft-Besserwisser-Poster entstanden (er hatte die anderen User als Dumpfbacken beschimpft, obwohl er selbst physikalischen Unsinn geschrieben hatte, den ein Unterstufenschüler als solchen erkennen konnte).

Klicke auf das Bild, um den Text lesen zu können!

Hier ist ein Link zur Seite auf derstandard.at

Montag, 26. Januar 2009

Gedanken zum Darwin-Jahr

vor 200 Jahren wurde Charles Darwin geboren, vor 150 Jahren veröffentlichte er sein entscheidendes Werk On the Origin of Species.

Und dennoch, will es scheinen, kann sich seine Theorie nicht endgültig durchsetzen, bekommt sie Konkurrenz – wissenschaftliche Konkurrenz – in Form von „Intelligent Design“.

Zuerst einmal: ich kann alle beruhigen, die Angst haben, sie hätten in der Schule umsonst Evolutionstheorie gebüffelt. Die Evolutionstheorie bekommt keine Konkurrenz. Denn alles, was in letzter Zeit unter dem Titel „Kreationismus“ und „Intelligent Design“ geschrieben wird, ist keine wissenschaftliche Gegentheorie, es ist schlicht eine sehr genau geplante Einführung einer Kontroverse, um fundamentalistisch-christliches Gedankengut in die Gesellschaft einzuschleusen (betrieben ausschließlich von Mitgliedern der Konservativen Denk-Fabrik Discovery Institute in Seattle).

Dass die Kontroverse geplant, Streit gewollt ist, war spätestens 2005 klar, als auch von offizieller Seite die Authentizität des sogenannte Wedge-Documentes bestätigt wurde, in dem die kurz- und langfristigen Ziele der Intelligent-Design-Bewegung dargelegt wurden.

Um auch der geneigten Laiin und dem geneigten Laien darzustellen, dass hier kein ebenbürtiger Konkurrent in den Ring steigt, möchte ich kurz umreißen, worum es bei dem provozierten Konflikt geht:

Darwinismus

Ismen sind natürlich prinzipiell zu hinterfragen, schreibt ja sogar Wikipedia:

Das Suffix -ismus (...) ist ein Mittel zur Wortbildung durch Ableitung (Derivation). Das entstandene Wort bezeichnet ein Abstraktum, oft ein Glaubenssystem, eine Lehre, eine Ideologie oder eine geistige Strömung in Geschichte, Wissenschaft oder Kunst.

Deshalb sollten wir lieber den synonymen Begriff Darwinsche Evolutionstheorie verwenden, denn darum geht es: um eine wissenschaftliche Theorie, die die Gesetzmäßigkeiten beschreibt, nach denen sich biologische Systeme von Generation zu Generation verändern.

Die Prinzipien sind relativ einfach, und es sind genau 3:

1. Reproduktion/Vererbung: Eine Anzahl von Einheiten müssen fähig sein, Kopien von sich selbst anzufertigen, die ebenfalls reproduktionsfähig sind und Eigenschaften erben. Dabei werden verschiedene Variationen rekombiniert.

2. Variation: Es muss eine Bandbreite von verschiedenen Merkmalen in der Population der Einheiten gegeben sein. Es muss einen Mechanismus geben, der neue Variationen in die Population einführt (zum Beispiel durch ungenaue Replikation).

3. Selektion: Vererbte Merkmale müssen (auf längere Sicht gesehen) die Reproduktionsfähigkeit der Einheiten beeinflussen, entweder durch Überlebensfähigkeit (natürliche Selektion) oder die Fähigkeit, für die Reproduktion notwendige Partner zu finden (sexuelle Selektion).

Und das war’s. Allein mit diesen drei Prinzipien lässt sich praktisch alles, was uns vor das Biologen-Auge (oder dessen Seziertisch) kommt, erklären. Mehr noch, der Genetiker und Evolutionsbiologe Theodosius Dobzhansky ging sogar so weit, zu sagen: „Nichts in der Biologie ergibt einen Sinn außer im Licht der Evolution.“

die berühmte Fehlübersetzung

Dass Darwins Evolutionstheorie im deutschen Sprachraum in ein schiefes Licht geraten ist, hat hauptsächlich zwei Gründe. Erstens: Der englische Satz „Survival of the fittest“ (fit=angepasst) wurde entweder peinlicherweise oder in vollem Bewusstsein falsch übersetzt: es heißt nicht Überleben des Stärksten. Zweitens: Besonders die Vertreter des Sozialdarwinismus, welchen man als vorsätzliche Dummheit bezeichnen muss, haben diese Fehlübersetzung nur zu gerne in ihre Rassenidiotie übernommen.

Merkmale einer wissenschaftlichen Theorie

Als wissenschaftliche Theorie muss die Evolutionstheorie, so wie alle anderen Theorien auch, bestimmte Kriterien erfüllen:

  • Konsistenz (innere und äußere Widerspruchsfreiheit)
  • Sparsamkeit (sparsam in den vorgeschlagenen Strukturen oder Erklärungen, siehe Ockhams Rasiermesser)
  • Nützlichkeit (beschreibt und erklärt beobachtbare Phänomene)
  • Empirische Prüfbarkeit und Falsifizierbarkeit (siehe Falsifizierbarkeit)
  • Begründung auf vielen Beobachtungen, oft in der Form kontrollierter, wiederholbarer Experimente.
  • Korrigierbarkeit und Dynamik (wird geändert, wenn neue Daten entdeckt werden)
  • Progressivität (ist besser als vorhandene Theorien)
  • Vorläufigkeit (macht das Zugeständnis, dass sie nicht richtig sein könnte, statt Sicherheit vorzugeben)

Neo-Kreationismus / Intelligent Design

Der Name Intelligent Design statt Neo-Kreationismus wird erst verwendet, seit der Supreme Court der Vereinigten Staaten im Fall Edwards v. Aguillard (1987) entschied, dass der Kreationismus im Lehrplan von öffentlichen Schulen verfassungswidrig sei. Beide Ausdrücke bezeichnen die Ansicht, wonach es wissenschaftlich nicht haltbar sei, dass Komplexität, wie sie uns bei Lebewesen entgegentritt, rein naturalistisch, ohne Einbeziehung eines intelligenten Schöpfers, entstanden sein kann.

Hauptargumente für ID sind dabei immer einzelne Beispiele aus der Biologie, bei denen die Wissenschaft noch nicht alle Details klären konnte. Werden die Zusammenhänge dann klarer, zieht sich ID von diesen Beispielen zurück auf andere. Man hat daher den Gott der Kreationisten als „Lückenbüßer-Gott“ bezeichnet, der immer dann herhalten muss, wenn die Wissenschaft (noch) keine genauen Erkenntnisse hat. Dass diese traurigen Gottesbeweise wohl nicht im Sinne selbstbewusster Christen sein können, versteht sich von selbst.

Dass ID mehr von einer Ideologie als von einer Theorie hat, lässt sich auch an einem strukturellen Grundproblem erkennen: Zwar wird Kausalität zur Erklärung herangezogen: Komplexe Strukturen haben ihren Ursprung in einem intelligenten Schöpfer; dieser wird aber nicht weiter erläutert. Sich auf ein Etwas zu berufen, das nicht weiter erklärt wird, um den Ursprung von etwas anderem (den Menschen selbst) zu erklären, ist aber nicht viel mehr als ein Zirkelschluss und die neue Frage, die von der Erklärung aufgeworfen wird, ist so problematisch wie die Frage, welche die Erklärung beantworten soll.

Wenn wir die Aussagen des IDs Punkt für Punkt an den zuvor vorgestellten Kriterien für wissenschaftliche Theorien messen, stellen wir fest, dass es keinen einzigen Punkt erfüllt. In Wahrheit kann man die Kernaussagen der Vertreter des ID auf einen Satz reduzieren: „Ich verstehe nicht, wie die Evolution funktioniert, also muss sie falsch sein.“ Wir haben es also hierbei mit einer Mischung aus Denkfaulheit und Arroganz zu tun, nicht mehr. Ebenso könnte man Gründe anführen, warum die Erde flach sein muss, oder dass es keine dem Auge unsichtbaren Strahlen gibt.


Fazit

Es gibt keine Kontroverse Darwinismus-Kreationismus. Es ist allein das Ziel einer bestimmten Gruppe rund um die Mitarbeiter des Discovery Institute, es so erscheinen zu lassen.


Weiterführende Links und Quellen:

Charles Darwin auf Wikipedia

Understanding Evolution (Universität Berkeley)

Beitrag auf Oe1 (österreichischer Rundfunk)

Beiträge zum Thema Evolution auf Zeit Online

Leserfragen zur Evolution auf Wissen.de

Intelligent Design auf Wikipedia

das Discovery Institute auf Wikipedia


Samstag, 24. Januar 2009

Der Palolowurm

Wer mich kennt, kennt auch die Geschichte vom Palolowurm. Jenen, die sie noch nicht gehört haben, sei sie hier noch einmal kurz erzählt.

Im Jahre 1847 wurde erstmals ein Tier beschrieben, von dem man nur den Hintern kannte.

Erst 1898 wurde erstmals sein Vorderkörper gefunden.

Palola viridis

Nun ist es nicht etwa so, dass dieses Tier so selten ist, ganz im Gegenteil! Vor den Inseln Polynesiens lebt, versteckt im Hartsubstrat des Meeresbodens, in großer Zahl der Palolowurm Palola viridis. Es handelt sich dabei um einen Vertreter der Klasse der Ringelwürmer, zu der auch unser alter Bekannter, der Regenwurm zählt. Der Samoa-Palolo wird 70cm lang (wenn er seinen Hinterleib noch hat) und ernährt sich von Algen und Korallen. So lebt er das ganze Jahr hindurch ein unscheinbares Leben und kommt gerade mal während der Dämmerung kurz aus seinen selbstgegrabenen Gängen hervor. Bis zu jenem Tag.

Genau am dritten Tag nach dem dritten Mondviertel im Oktober trennen sich die Würmer von ihren Hinterleibern. Das hat natürlich, wie immer bei so drastischen Einschnitten, sexuelle Gründe: die Hinterleiber rudern in eleganten spiraligen Bahnen an die Meeresoberfläche, wo sie explodieren und Eizellen bzw Spermien freigeben, welche sich selbstredend verbinden, wieder an den Meeresboden absinken und dort zu Trochophora-Larven heranreifen, der typischen Larvenform der Polychaeten.

Das erstaunliche an der Sache ist nun, dass alle Würmer besagtes Erlebnis exakt zur selben Zeit haben: sie alle, das heißt, die Hinterleiber (Epitoke) kommen zur selben Zeit an die Meeresoberfläche und bilden dort eine Meterdicke Schicht! Die Eingeborenen der Inseln haben natürlich nicht verabsäumt, täglich den Mond zu beobachten, um dieses Ereignis nicht zu verpassen: jetzt rudern, waten, schwimmen sie hinaus, schöpfen die eiweißreiche Ernte mit großen Körben und feiern das Palolofest: Mblalolo lailai. Die Würmer werden auf Bananenblättern gedünstet, gebraten, gekocht, roh gegessen, wie auch immer, der Palolo ist eine Delikatesse.

Montag, 5. Januar 2009

Wir bauen uns ein Spektroskop

Ich habe geschrieben:

Der Mensch kann mit unbewaffnetem Auge nicht feststellen, ob eine Lichtquelle ein Linienspektrum oder ein kontinuierliches Spektrum besitzt.

Das stimmt auch, aber zumindest leicht bewaffnet geht’s. Es gibt da einen ebenso simplen wie einfachen Trick: wir nehmen unser Spektroskop. Doch, doch, wir haben eins! Meist sogar viele davon. Die nennt man auch Compact Discs. Diese Scheiben haben ja, wie wir alle wissen, eine Rille (nicht zwei, so wie eine Schallplatte). Entlang dieser etwa 6km langen Spur liest der Laser die Musik oder die Diplomarbeit oder die Pornovideos aus. Die benachbarten Bereiche dieser Spirale sind etwa 1,6µm voneinander entfernt. Das ist eine Größenordnung, die schon der Wellenlänge des Lichts nahe kommt: Das Rot des Lasers, der eine CD ausliest, hat eine Wellenlänge von 0,78µm. Die enge Spirale wirkt also auf das auftreffende weiße Licht wie ein Regenbogen-Hologramm: Durch Interferenz-Erscheinungen werden bestimmte Wellenlängen verstärkt, andere ausgelöscht. Welche das sind, steht in einem direkten Zusammenhang mit dem Einfallswinkel bzw. Blickwinkel. Daher erscheint jede Lichtquelle, die sich in einer CD spiegelt, als ausgedehntes Spektrum – voila!

Jetzt können wir auch unterscheiden, ob das Licht einer Lampe ein kontinuierliches Spektrum besitzt, oder ein Linienspektrum:

  
hier spiegelt sich ein Halogen-Spot      ...und hier eine Energiesparlampe.

Jeder ist nun zu eigenem Experimentieren aufgerufen: Wer noch immer glaubt, mit einem gelben Lampenschirm könne man aus einer Energiesparlampe eine Glühlampe machen, möge dies mit dem CD-Spektroskop überprüfen: aus einem Linienspektrum wird nun mal kein kontinuierliches, auch wenn noch so viele Filter davor sind. Filter können nur Farben wegnehmen und keine dazuerfinden. Ebenso könnte man versuchen, aus einem Sieb unten mehr Mehl heraus zu bekommen, als man oben hinein schüttet.


(Dieser Post ist ein Update zu: Glühlampen-Verbot)