Donnerstag, 10. Juni 2010

Steve Midas Jobs berührt die Videotelefonie

Manche Dinge klingen wie eine Verheißung - aber es stellt sich heraus: keiner will sie haben.
Andere Dinge klingen wie etwas, das man nicht braucht - und werden für die Menschheit unverzichtbar.

Mobiltelefone und das Internet sind gängige Beispiele für den zweiten Fall: Ich glaube, kein einziger Science Fiction Autor hat vor der Durchsetzung des Internets auch nur die Idee in Erwägung gezogen, dass soetwas einmal benötigt werden wird (und ich meine Internet, nicht den großen Super-Positronen-Dingsbums, von dem man alle Informationen abrufen kann, inklusive der Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest) Und niemand von uns, die wir uns noch an die Vor-Handy-Ära erinnern können, seien wir ehrlich, hätte einen Schilling drauf gewettet, dass Handtelefone einmal jemanden außer Vertretern und Angebern interessieren würden.

Was wie eine gute Idee geklungen hat, waren hingegen diese beiden Dinge: Tablet PCs und Video-Telefonie. Schon seit Anfang der 90er Jahre wurden immer wieder Tablet PCs angekündigt (ab 2001 unter diesem Namen), die man mit Stift oder Finger auf einem Touchscreen bediente - Das klingt doch gut: Ein Ding, das ich halten kann wie ein Notizbuch, wo ich keinen Tisch und keine Maus brauche. Aber - warum auch immer - niemanden hat's interessiert. Videotelefonie: als Killerapplikation angekündigt im Zuge der UMTS-Frequenz-Versteigerung (Erinnert sich noch wer? Damals konnte der Staat noch richtig gut Geld einnehmen: allein in Deutschland 50 - in Worten Fünfzig Milliarden Euro nur für die Genehmigung, die Frequenzen benutzen zu dürfen, was ist dagegen die Griechenland Hilfe? - der IWF hat einen Kredit von 30 Milliarden € gewährt)  In jedem, wirklich jedem Science Fiction Film seit den frühen 40ern wird nur mit Bild telefoniert. Hat irgendwer selbst schon einmal ein Video-Gespräch geführt? Jedes  moderne Telefon hat vorne eine Kamera und kann Videocalls. Weiß das überhaupt jemand?

Dann kam Steve Jobs: er nannte den Tablet PC "iPad" und obwohl das Ding weniger kann als ein gängiges Telefon, rannten ihm seine Glaubensbrüder die Store-Türen ein. Keiner kanns erklären.

Und jetzt das: Steve Jobs nennt Video-Telefonie "FaceTime", tut so, als habe er grad was Großartiges erfunden und ist in seiner Hybris überzeugt, dass er es genauso wie mit allen anderen Apfel-Devotionalien schafft, es in Gold zu verwandeln. Dass das ganze nur von iPhone zu iPhone funktioniert (klar, das iPad hat ja keine Kamera ;-P und Telefone anderer Hersteller sind Häresie), wird die Apfeljünger nicht stören, sie haben ja alle die alte Netscape-Weisheit verinnerlicht:

it's not a bug, it's a feature!